Wer
hat Angst vor Virginia Woolf?
Mit der Inszenierung von Edward Albee’s „Wer hat
Angst vor Virgina Woolf“ ist Alexander Kratzer ein Theaterstück der besonderen
Art gelungen.
Jenes Stück,
welches am 27. September diesen Jahres seine Premiere feierte, lockte auch noch
zwei Wochen danach- sprich am 14. Oktober 2014- eine grosse Zahl an Zuschauern
in den Theatersaal an der Effingerstrasse. Für eine Theatervorstellung
ungewohnt, begann das Stück pünktlich um 20.00 und eröffneten dem Zuschauer den
ersten Blick auf das zwar banale, jedoch passende und aufwendig hergerichtete
Bühnenbild.
Dargestellt ist
ein Wohnzimmer, eingerahmt mit einer Vielzahl leerer Glasflaschen, welches den
Schauplatz des gesamten Stücks darstellt. Diesen betreten anfangs
ausschliesslich die Eheleute George (Gilles Tschudi) und Martha (Wiltrud
Schreiner), welche nach einer durchzechten Nacht nach Hause zurückkehren. Was
folgt ist ein heftiges Wortgefecht zwischen dem zynischen und verbitterten
George und seiner frivolen, trunksüchtigen Ehefrau, welche wohl schon seit
langem ein trostloses Dasein miteinander fristen. Trotz der geladenen Stimmung,
eröffnet Martha ihrem Mann, dass sie noch zu solch später Stunde Gäste
erwartet: Der junge, gut aussehende Biologiedozent Nick (Felix Krauss) und
seine etwas dümmliche und schrille Ehefrau- genannt Süsse (Charlotte Kremp)-
betreten die Bühne.
Vor den zunächst
schockierten Gästen setzen Martha und George ihren seit Jahren andauernden
Ehekrieg fort und versuchen sich in verschiedenen Szenen an Demütigungen zu
übertreffen. Mit steigendem Alkoholpegel sinkt gleichzeitig das Niveau jenes
Psychoduells von Stunde zu Stunde und entgegen ihren Willens, geraten auch die
Nick und seine Süsse mitten hinein in die perversen Spielchen ihrer Gastgeber.
Auch bei ihnen offenbart sich das bröckelige Fundament, auf welchem die Ehe
aufgebaut ist und die Zuschauer erhaschen mehr und mehr einen Blick hinter ihre
gut- bürgerliche Fassade.
Während dessen
haben sich Martha und George bereits offen den Krieg erklärt und versuchen sich
schonungslos und auf jede erdenkliche Art und Weise zu vernichten. Vorallem
Nick wird hierbei von Martha als ein Mittel zum Zweck missbraucht, während dank
George die Welt seiner Süssen allmählich zusammenbricht.
Spätestens in
der zweiten Hälfte des Stücks fallen alle Hemmungen und jegliche Konventionen
verabschieden sich. Der Abend gerät nun vollständig ausser Kontrolle und das
Trommelfell des Zuschauers wird auf eine harte Probe gestellt.
Mit einem
letzten Spiel, welches das Geheimnis um die Existenz eines mysteriösen Sohnes
aufdeckt, werden nun vollends alle über die Jahre aufgestauten Emotionen und
Aggressionen Marthas und Georges freigesetzt, bis endgültig ein Sieger
feststeht.
Auch
vor tätlichen Übergriffen gegenüber seiner Frau
macht
George (Gilles Tschudi) nicht Halt.
Alles in allem
ist das Stück sowohl verstörend, jedoch gerade deswegen ungewöhnlich fesselnd,
bedenkt man die Banalität der behandelnden Thematik. Obwohl in jenem Stück
keine abwechslungsreiche Handlung ersichtlich wird, gelang es den teilweise
herausragenden Schauspielern- hierbei vor allem Gilles Tuschdi, welcher in fast
allen Szenen begeisterte- den Zuschauer wachzuhalten. Jedoch wird die erste
Hälfte, welche durch schwarzen Humor und Sarkasmus glänzt, etwas überschattet
vom Schlussteil des Stücks. Anstelle unterhaltsamer zynischer Wortgefechte,
dominierten hier zunehmend Geschrei, sowie emotionale Zusammenbrüche, welche
nicht immer überzeugend und gespielt wurden; gemeint ist hier primär Charlotte
Kremp. Zunehmend konnte der Zuschauer eine gewisse Scham auf Seite der
Schauspielerin gegenüber den Anforderungen ihrer Rolle vermuten. Es ist jedoch
einzuwenden, dass dies teilweise fast verständnisvoll aufgenommen wurde, hält
man sich beispielsweise die Szenerie, in welcher die „Süsse“ einen verstörend
obszönen Akt mit einer Glasflasche auszuführen hat noch einmal vor Augen. Einen
traurigen Höhepunkt bot der Tanz Marthas und Nicks anfangs des zweiten Aktes:
Was genau der Regisseur mit jener Inszenierung und einem dazu verwendetem Hit-
Parade Song bezweckte, blieb für alle ein Rätsel.
Aufgrund dessen,
kann man die hierzu etwas laschen und immer gleichen Tanzbewegungen der Martha
verzeihen und leidet als Zuschauer eher ein wenig mit ihr mit.
Zusammenfassend
ist wenig an den schauspielerischen Fähigkeiten des Ensembles zu kritisieren:
Mimik, Gestik, sowie eine überzeugende Darstellung und Verkörperung der
verschiedenen Rollen waren gegeben.
Der Versuch, das
Stück, in den Sprech- Jargon der Gegenwart umzumünzen, kann gleichfalls als
geglückt angesehen werden, ausgeschlossen ist hiervon der oben schon erwähnte
Versuch, die zeitgenössische Musikkultur von Schauspielern einer älteren
Generation lebensnah darstellen zu lassen.
Schlussendlich
hinterlässt das Stück beim Zuschauer einen bleibenden Eindruck und gemischte
Gefühle; nicht aufgrund der Qualität der Inszenierung wegen, welche wirklich
überzeugt, sondern eher aufgrund des teilweise sehr düsteren und fast traurigen
Inhaltes.
Alles in allem,
ein Theaterstück, welches sich zu besuchen lohnt.
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