Dienstag, 14. Oktober 2014

Bunny - Gruppe 1 - Foto, Text

Bunny – Pulverfass Teenager
„Einmal im Zoo hab‘ ich gesehen, wie sich ein Affe in den Mund pinkelte und das strahlte mehr Männlichkeit aus als zwei Jungs, die sich prügeln. Denn diese Jungs machten den Anschein als wären sie ein junges Liebespaar, welches versucht ein Kind zu zeugen, aber nicht weiss wie.“
Lasziv. Provokativ. Skurril.


Das Stück „Bunny“ wurde in der Vidmar Halle 2 am 13. Oktober 2014 um 19:30 Uhr aufgeführt. Premiere war am 05. Februar 2013. Das Theaterstück spielt in England und nimmt Bezug auf Luton, welches im Jahr 2002 zur „Beschissensten Stadt Englands“ gewählt wurde. Der Autor, Jack Thorne, spricht mit seinem modernen Drama „Bunny“ Themen und Gedanken von Jugendlichen an. Dabei macht er auf die Fehleinstellung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gegenüber der Sexualität aufmerksam. Mit einem simplen Bühnenbild von Jan Stephan Schmieding schafft die Einzeldarstellerin einen bildhaften Einblick in ihre Welt.

Aufgrund der Programmbeschreibung könnte man vermuten, dass es sich bei „Bunny“ um ein 70 minütiges kritisches Stück handelt, welches möglicherweise in einem schrecklichen Drama enden könnte. Falsch gedacht!

Die 18 jährige Katie (Henriette Blumenau) aus Marshfarm in Luton, nordwestlich von London, in der Schuluniform mit zwei seitlichen Pferdeschwänzen, sitzt auf den pinkfarbenen Schulschränken und beginnt ihren Monolog. Doch bereits jetzt wird dem Publikum klar, dass dies kein normaler Monolog wird. Mit Katies vulgärer Art und Kraftausdrücken, berichtet sie von ihrer Kleptomanie, ihren Rachefeldzügen ihrer linksliberalen Familie und ihrem 24 jährigen maximalpigmentierten Freund Abe. Katie führt die Zuschauer mit einer Geschichte und einem rotem Faden durch ihre Erzählungen. Trotz kritischen Standpunkten, sexistischen Ausdrücken und leicht rassistischen Äusserungen, herrschte im Saal Gelächter. Die Interaktionen mit dem Publikum lockern die Stimmung zusätzlich auf. „BGB“ sagt Katie zu einem Mann und zeigte ihm das noch leere Handgelenk. „Mein Tattoowunsch, Blasen gegen Bargeld“. Und fragt den Mann: „Hast du Bargeld dabei?“ Dem ganzen setzt die Darstellerin Katie noch einen oben drauf und sagt: „Blasen ist nichts intimes, man kann ja die Augen schliessen… oder wie siehst du das?“ und wendet sich dabei an die Frau des vorhin befragten Mannes.
Katie, die sich selbst sucht, keine wirklichen Freunde hat, und all dies mit einer sexuell überorientierten Art versucht zu kompensieren, erzählt während des gesamten Stückes über ihre Erfahrungen mit Ausländern, Demütigungen, Rachefeldzügen und sexuellen Gesten.

Mit einsetzender Hip-Hop Musik verändert sich auch Katie durch das ganze Stück hindurch. Dies wird mit Frisurenwechsel, Auftragen von Lippenstift sowie dem Aufknöpfen der Bluse dargestellt.
Die Erzählungen wirken humorvoll, greifbar, so dass sich der Zuschauer ein genaues Bild von Katie machen kann. Der Erzählstil kann sowohl packend als auch abstossend auf einen Zuschauer wirken. Dies ist abhängig von ethischen, ethnischen Grenzen und persönlichen Empfindungen des Publikums. Henriette Blumenau überzeugt mit ihrer ausgefallenen und stark variierenden Mimik und Gestik. Somit ist dem Zuschauer zu jedem Zeitpunkt klar, um welchen Charakter es sich in der Erzählung momentan handelt. Durch ihre klare Ausdrucksweise kann ihr das Publikum auch bei schnellem Sprechtempo folgen.
Eine zentrale Rolle spielt Asif, ein Pakistani und Arbeitskollege von Abe. Dieser zeigt grosses sexuelles Interesse an Katie, was sie geniesst. Dies geht soweit, dass er sie dazu bringt, ihr Höschen auszuziehen. Während Katie ihm das Höschen gibt, betet sie zu Gott: „Bitte lass es sauber sein!“ Mit diesem Trumpf in den Händen, demütigt Asif Katie, indem er sie als „zu leicht zu haben“ betitelt. Diese Situation führt zum Wendepunkt der Geschichte. Katie reflektiert ihr Handeln und schämt sich. Dem Publikum läuft ein Schaudern den Rücken hinab. Die Szene ist so lebhaft gespielt, dass sich die Zuschauer in Katies Situation versetzen können.
Die Darstellerin präsentiert dem Publikum eine völlig andere Form eines Monologs! Wer eine ruhige Abendunterhaltung sucht, ohne sprunghafte Charakterwechsel, ist fehl am Platz. Doch durch wiederkehrende Hip-Hop Musik und Gefühlsausbrüche wird der Zuschauer gefesselt.
„Bunny“ ist nicht für Jugendliche unter 16 Jahren, Menschen mit Abneigung gegen Kraftausdrücke und Konfrontation geeignet. Denn Katie nimmt kein Blatt vor den Mund! Im Stück werden heikle Themen schamlos angesprochen. Beispielsweise wird das ängstliche Verhalten eines Jungen in gekrümmter Position mit einem Juden im Warschauer Ghetto verglichen. Diese Aussage könnte wie oben erwähnt bei einigen Besuchern eine Grenze überschreiten. Solchen wird geraten, sich nicht in die erste Reihe zu setzen.
„Bunny“ ist für Jung und Alt geeignet und garantiert einen unterhaltsamen Abend mit tränenden Augen, verursacht durch ausgelassenes Lachen.

Abschliessend gilt zu sagen, dass es sich bei „Bunny“ um ein grandioses Theaterstück handelt. Henriette Blumenau inszeniert das Stück hervorragend und hat das Potential wieder vermehrt jüngeres Publikum ins Theater zu locken.

  


Nach dem Stück fragten wir Henriette alias Katie, ob wir ein Foto mit ihr machen dürfen. Auf dem Bild sind folgende Personen zu sehen: Nora Stamm, Miriam Dieterle, Henriette Blumenau, Joëlle Bosshard und Mara Gangwisch (Von r. nach l.). (Gruppe 1)

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